Wir denken heute daran, dass Jesus als Friedenskönig in Jerusalem eingezogen ist und im religiösen und politischen Zentrum des Landes von seinen Jüngern und der Volksmenge gefeiert wurde: „Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn!“ (Lk 19,38) Dass endlich Frieden und Gerechtigkeit einziehen, wünschen sich unzählige Menschen in Gaza und in Israel, in der Ukraine und in Russland und an vielen anderen Kriegsschauplätzen der Welt.
Wir alle sind eingeladen, Jesus, den König des Friedens, in der Karwoche Schritt für Schritt zu begleiten und seinen Weg mitzugehen: am Gründonnerstag, am Karfreitag und in der Osternacht bis hin zum Fest seiner Auferstehung. Mit der Palmprozession bringen wir unsere Bereitschaft zum Ausdruck, den Herrn zu begleiten und mit ihm zu gehen.
Für diesen Weg in Richtung Ostern sehe ich drei Wegweiser:
Den 1. Wegweiser zeigt uns das Heilige Jahr mit dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Was bräuchten wir in unserer Zeit mehr und notwendiger als Hoffnung? Krisen, Probleme, Herausforderungen und Sorgen – im privaten Bereich, in unserem Land und global gesehen – gibt es ja mehr als genug.
Christen definieren sich nicht über ihre Ängste, Sorgen und Niederlagen. Christen vertrauen nicht Unheilspropheten oder selbsternannten Rettergestalten, sondern Jesus Christus, dem König des Friedens. In der Karwoche schauen wir auf Jesus, den der Vater durch Leiden und Tod in die Osterherrlichkeit geführt hat. Ostern, das Fest der Auferstehung des Herrn, soll für uns und für die ganze Welt ein Fest der Hoffnung werden!
Ein zweiter österlicher Wegweiser zeigt in Richtung Frieden. Der Frieden beginnt im eigenen Haus, heißt es. Heuer feiern Ost- und Westkirche, also die gesamte Christenheit, gemeinsam Ostern. Dieses gemeinsame Osterzeugnis aller christlichen Kirchen ist ein wichtiges Signal für den Frieden in der Welt.
Der 2. Osterwegweiser erinnert uns: Die Zukunft gehört nicht den Spaltern und Machtmenschen, die auf Waffengewalt vertrauen, und nicht denen, die mit populistischen Parolen das Heil versprechen.
Nein, die Zukunft gehört den Friedensstiftern und denen, die sich für Dialog, Versöhnung und gewaltfreie Konfliktlösungen einsetzen. Zugegeben: das ist ein mühsamer Weg, der viel Kraft, Geduld und Anstrengungen kostet. Aber dass nur dieser Weg zum Ziel führt, hat Gott selbst uns gezeigt. Nicht als mächtiger Kriegsherr, sondern als wehrloser Friedenskönig, nicht mit Waffengewalt, sondern mit Liebe und Hingabe ist Jesus seinen Weg gegangen. Sein Beispiel möge hasserfüllte und verfeindete Menschen nachdenklich machen und zur Umkehr bewegen.
Und das heurige gemeinsame Osterfest der Christenheit soll ein starkes sichtbares Zeichen der Einheit sein und wirksam werden für den Frieden in der Welt.
Und schließlich der dritte österliche Wegweiser. Er zeigt in Richtung Stephansdom. Vor 80 Jahren, vom 11. bis zum 13. April 1945, stand der Dom in Brand. Heute sind es auf den Tag genau 80 Jahre dass die Pummerin herabgestürzt und am Boden zerschellt ist. Am Tag danach hat eine infolge des Dachbrandes einstürzende Stützmauer das Gewölbe durchschlagen, das Feuer konnte so in den Innenraum des Doms übergreifen und verheerende Schäden anrichten. Der Dom, das Herz von Wien, war in den letzten Kriegstagen eine Brandruine.
In einem beeindruckenden nationalen Kraftakt schafften es die Menschen in der Nachkriegszeit unter schwierigsten Bedingungen, den Stephansdom wieder aufzubauen. Alle Bundesländer, einige Großspender und vor allem sehr viele sogenannte „kleine Leute“ haben mitgeholfen sich an der berühmten „Dachziegelaktion“ beteiligt. Manche haben sogar den Familienschmuck oder ihre Eheringe gespendet. Gemeinsam wurde das scheinbar Unmögliche möglich.
Wenn wir in wenigen Minuten mit der Palmprozession vom Graben zum Stephansplatz kommen und den Dom in seiner ganzen Pracht vor uns sehen, dann denken wir heute daran: der Stephansdom ist ein steingewordener Zeuge der Hoffnung und Gemeinschaft, des Friedens und der Auferstehung.
Der wiederaufgebaute Dom erinnert zugleich daran, dass es auf jede und jeden ankommt. Nur wenn alle mithelfen und etwas beitragen, kann Großes gelingen.
Der hohe Turm, der wie ein riesiger Zeigefinger in den Himmel ragt, richtet unseren Blick auf Gott. Er hat uns im Schicksal seines Sohnes gezeigt, dass es nur einen Weg gibt, die Welt zum Guten zu verändern. Es ist der Weg der Liebe und der Solidarität mit den Schwachen und Armen. Diesen Weg ist Jesus für uns gegangen. Wir alle sind in der Karwoche dazu eingeladen, den Herrn auf diesem Weg zu begleiten.
„Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn!“, haben die Menschen damals beim Einzug Jesu in Jerusalem gerufen.
Ich füge hinzu:
Gesegnet sind alle, die heute in der Spur des Friedenskönigs österliche Wege gehen und so zum Segen werden für die Welt!
Die Bildergalerie zum Palmsonntag